Mittwoch, 11. Januar 2012

Hart, aber lustig

Vorgestern, am Montag, saßen in der Kölner Rede-Runde des WDR bei Frank Plasberg: Frau Andrea Nahles, Herr  Hermann Gröhe, Herr Hans Leyendecker, Herr Fritz Pleitgen und Herr Hajo Schumacher. Das Verhalten unseres Bundespräsidenten hinsichtlich seiner Kredite und seiner Telefonate stand zur Debatte und damit die Frage, ob er das Amt auszuüben imstande ist. Fritz Pleitgen räumte ihm, gemäß des Titels des Wolfgang Petersen-Films, die zweite Chance ein, Hans Leyendecker nicht. Es wurden die Ärmel aufgekrempelt. Es wurde gescherzt. Hans Leyendecker sprach seinen Unmut aus, dass er der BILD-Zeitung den Triumph der Selbstgerechtigkeit übel nehmen würde. Das fand ich gekonnt und freimütig. Er bestätigte gewissermaßen mein Jahrzehnte-laufendes Abonnement der SZ. Nur Fritz Pleitgen tat sich schwer. Er versuchte, den Ernst des Gesprächs zu verteidigen und nicht einzustimmen in den alt bekannten Unernst der Empörung mit dem Subtext: Was haben wir bloß für einen Bundespräsidenten? Bei Heinrich Lübke konnten wir mit dem Schenkelklopfen nicht aufhören; das war noch am besten. Henri Nannen saß Heinrich Lübke im ARD-Studio gegenüber und nahm das sprichwörtliche Blatt nicht vor den Mund.  Mit anderen Worten: Hart, aber fair war wieder eine Lektion in dem Fach bundesdeutsche Ambivalenz gegenüber den bundesdeutschen Instituten. Es ist der Subtext, den die Angehörigen der Jahrgänge 1940 - 1949 so gut kennen und der von Mal zu Mal weiter gereicht wird und den man so übersetzen kann: Sollen wir uns über die Repräsentanten des bundesdeutschen Staates ausschütten oder sie respektieren? Der Subtext ist unterhaltsam, bringt Quote und Auflage und wird ständig wiederholt. Irgendwann ist genug.

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