Dienstag, 31. Januar 2012

Ob unsere Politikerinnen und Politiker ausreichend an unsere Geschichte denken?

Gute Tageszeitungen sind ein Segen. Heute, am letzten Tag des Januar 2012, macht die SZ ihre erste und zweite Seite mit Schlagzeilen auf, die einen Subtext ergeben:

Auf der ersten Seite:    "EU-Partner kritisieren Vorschlag der Bundesregierung.
                                     Merkel lenkt ein - kein Sparkommissar für Athen.
                                     Kanzlerin: Dies ist eine Diskussion, die wir nicht führen sollten/Gipfel einigt sich
                                     auf 500-Milliarden-Rettungsschirm".

Auf der zweiten Seite: "Die Frau, die in die Kälte kam.
                                     Kurz nach ihrer Ankunft in Brüssel macht Angela Merkel klar, auf welche
                                     deutsche Forderungen sie verzichten könne"
                                    "Deutschland, der Feind. Die Debatte um einen Kontrolleur aus Brüssel heizt die
                                     Stimmung in Griechenland weiter an - sogar die zerstrittene Regierung ist sich
                                     ihrer Abneigung ausnahmsweise einig".

Schließlich, Joschka Fischers Außenansicht: "Gefährlich selbstzufrieden. Die Umfragen sind gut für Angela Merkel. Doch das könnte die Regierung verführen, unangenehme Wahrheiten zu verschweigen".

Der Subtext lautet: Deutschland dominiert erneut. Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht mehr zu erkennen. Der nationalsozialistische Imperialismus kehrt zurück. Wenn dieser offenbar in der EU - vor allem in Griechenland - kursierende, befürchtete Kontext sich durchsetzt, wäre es schrecklich. Der bundesdeutsche Wunsch und die bundesdeutsche Politik der Integration in einen Staaten-Verbund wären zerrieben. Die Bundesrepublik hat von dem Ungleichgewicht der europäischen Staaten enorm profitiert und profitiert von der jetzigen Krise. Anders gesagt: die EU hat unseren Reichtum ermöglicht - und viel wichtiger: die Aufnahme in den europäischen Staaten-Verbund hat unser Selbstgefühl befriedet. Wäre jetzt nicht Zeit für eine bundesdeutsche Politik, die der Großzügigkeit der europäischen Staaten (die natürlich auch ihre Interessen hatten) zurückzugeben versucht, was sie zurückgeben kann? Für eine Wirtschaftspolitik, die die EU als eine wirtschaftliche Gemeinschaft versteht, in der die einzelnen Staaten in einen Topf wirtschaften und Gewinne und Verluste gemeinsam tragen? Ich hoffe, unsere Politikerinnen und Politiker erinnern sich an die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland, die kein Deutschland mehr sein wollte.

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