Mittwoch, 11. Januar 2012

Wer hört meine Verzweiflung?

In der Hückelhovener Filiale der Telekom zwischen Weihnachten und Neujahr. Ein Herr, verwittertes Gesicht, Ende 50 oder Anfang 60, wütet sich in eine anklagende Rage: Mit ihm, dem Arbeitslosen, könnte man es ja machen, bei denen, die der Staat mit Milliarden unterstützt, würde man es nie machen - sagte er sinngemäß. Offenbar hatte man ihm den Anschluss, den er möglicherweise nicht bezahlt hatte, gekappt. Er sagte es nicht in seiner Empörung. Er wütete seine Verzweiflung heraus. Er hatte Recht. Mit seinem ökonomischen Status muss er mit robusten, nicht angekündigten staatlichen oder nicht-staatlichen Interventionen rechnen. Sein ökonomischer Status befriedet nicht, sondern beschämt und macht gereizt, so dass das Aushandeln von Spielräumen unmöglich wird. Er hatte Recht, dass er eine unglaubliche Diskrepanz sah - zwischen seinem unbezahlten Betrag und den Milliardenbeträgen, die die EU aufzubringen versucht, zwischen seiner Armut und der unglaublichen Verschwendung, der langsam Grenzen gezogen werden. Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt unser Grundgesetz. Aber es gibt bei uns Lebensbedingungen, die in diesen Grundsatz mächtig eingreifen.

Der junge Mann hinter der Telekom-Theke schwieg und hörte zu. Ein paar Mal machte er eine Bemerkung, dass er nicht zuständig sei. Meine Frau und ich schwiegen und hörten zu. Ein Unrecht war zu konstatieren. Wir blieben stumm. Der Mann wütete und wütete; er wollte nicht aufhören. Nach mehreren Minuten fügte er sich und ging. Wie kann man das Unrecht beheben?

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