Mittwoch, 11. Januar 2012

Kurze Nachlese zur Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin

Was möchte ich von Angela Merkel zum Jahresende hören? Eine persönliche Ansprache, in der ich mich wiederfinde mit meiner Lebenswirklichkeit des Ringens um Sorgen und Hoffnungen. Es war eine unpersönliche Ansprache, ein Schulterklopfen aus weiter Ferne: Ja, es ist schwierig, aber uns geht es gut und wir werden es gut machen, lautete die TV-Beruhigung. Sie blieb seltsam vage. Die Europäer müssten mehr zusammenarbeiten, sagte sie. Mehr zusammenarbeiten? Es geht darum, dass die Zusammenarbeit institutionalisiert wird. Zusammenarbeit klingt nach freiwilliger, willkürlicher, gewissermaßen Struktur-loser Beteiligung. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die bundesdeutsche Regierung gibt den Takt vor. Warum sagte sie nicht, was sie beabsichtigt?  Schließlich dankte sie allen, die zum Erfolg der Bundesrepublik beigetragen hätten. Wer war damit gemeint? Offenbar nur die, deren Arbeit etwas zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen hatte. Die anderen waren nicht angesprochen, sondern ausgeschlossen. Das waren die Jungen und die Alten und die, die abhängig waren von der Unterstützung staatlicher Institute, und die, deren Arbeit nicht vergütet wurde.

Ich dachte: selbst für die Jahresansprache nimmt sich unsere Regierung wenig Zeit zur Ausarbeitung. Wer war der Autor oder die Autorin dieser Rede? Ist unsere Regierung überlastet oder desinteressiert? Möglicherweise beides. Die Rede verspricht ein unerfreuliches Jahr.     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen