Freitag, 15. April 2016

Regierungsrethorik I: "Ich habe nicht den geringsten Zweifel..."

Den hatte die Bundeskanzlerin gestern nicht, als sie in der Pressekonferenz über den Zustand der Kooperation der Koalition sprach. Nicht den geringsten Zweifel. Das ist enorm. Wer kann das je von seinem Leben sagen? Die Sorge oder der Zweifel gehört zu unserer Grundausstattung. Der Zweifel gehört zur methodischen Grundhaltung einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers. Darum geht es in dem Satz nicht. Wir kennen den Satz - variiert vielleicht in dieser Fassung: ich bin sicher, dass du dich künftig anständig verhältst. Es ist der Satz mit dem Subtext einer Drohung: wehe, du verhältst dich nicht anständig! Die Kanzlerin drohte ihrer Riesen-Mannschaft öffentlich; wie sie zuvor gedroht hatte, wissen wir nicht. Wir können es vermuten. Wer droht, ist in Not. Die Not, nicht zu wissen, was kommt, müsste zum Grundgefühl der Regierenden gehören. Wieso glaubt die Bundeskanzlerin, wir müssten eingelullt werden mit dieser Art des treuherzigen Mogelns? Sieht es so schlecht aus?

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