Freitag, 29. April 2016

Wörter zum Verschleiern: explodierende Kosten

Gestern ging es in den Tagesthemen um den Hamburger Konzertsaal und die riesige, mehrere Etagen-große Orgel. Thomas Roth leitete den Bericht mit den explodierenden Kosten des Konzertsaals ein. Halt!, dachte ich (zum ersten Mal): das ist die falsche Metapher. Kosten können nicht explodieren. Sie entstehen nach und nach im Prozess des Bauens, der je nach Planung ziemlich holperig verläuft und offenbar dann ziemlich abweicht vom Bauplan. Dann werden von den Firmen neue Kosten geltend gemacht - einen unfertigen Bau lässt man ungern stehen so wie den im 13.Jahrhundert begonnenen und im 19. Jahrhundert endlich fertig gestellten Kölner Dom - und in einem Genehmigungsverfahren bewilligt. So verzögert sich der Bau, wodurch wiederum neue Kosten anfallen und so weiter und und so fort. Ist der Prozess abgeschlossen und der Bau vollendet, werden die Kosten bilanziert und verglichen mit der Ausgangsplanung. Wie wird die Differenz der Öffentlichkeit erläutert? Nicht mit der umständlichen Beschreibung des Prozesses, wofür irgendjemand verantwortlich zu machen wäre, sondern mit dem Katastrophen-ähnlichen Bild der Explosion. Eine Explosion ist ein Unglücksfall. Ein Schreibtisch ist auf diese Weise noch nicht in die Luft geflogen - höchstens im Kino, wenn drastisch abgerechnet wurde. Aber in einer Behörde?       

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