Freitag, 22. Juli 2016

Die Wirklichkeit des Wir-schaffen-das

So schaffen wir das Schaffen nicht. Heute titelt die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (22.7.2016, S. 1): "Würzburger Attentäter wurde nicht überprüft". Schon die Wortwahl des Attentäters ist der Hinweis auf den aufgeregten Kopf, der keinen klaren Gedanken fassen kann: der Attentäter unternimmt einen mörderischen Anschlag aus ideologischen oder religiösen Motiven. Das ist bei dem jungen Mann, dessen Identitätsangaben ungeprüft von ihm übernommen und für wahr gehalten wurden, unklar. Wir wissen nicht, was ihn bewegte - wie es in ihm aussah. Ohne etwas Substantielles über Herkunft, Sozialisation, Lebensgeschichte, aktuelle Verfassung zu wissen, wird er etikettiert und kursiert als Attentäter in der öffentlichen Diskussion. Der Attentäter dient der Beruhigung (wir wähnen, seine Beweggründe zu kennen) und schürt die Beunruhigung (wen haben wir hereingelassen?).
Wir-schaffen-das ist eine hochkomplexe Aufgabe. Verbales Aufmuntern genügt nicht. Freundlichkeit und Wohlwollen genügen auch nicht - sie sind selbstverständlich. Wir brauchen Kenntnis-reiche Betreuung und Kenntnis-reiche Forschung. Und viel Geduld. 

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