Montag, 4. Juli 2016

Journalistische Klischee-Fabrikation

Das rührselige Klischee.
"Die mimische Reaktion Angela Merkels", schreibt heute Günter Bannas in seinem Text "Merkels Fron" auf der ersten Seite (F.A.Z., 4. Juli 2016), "auf die Entscheidung drückte zweierlei aus: Zum einen Befürchtung und Sorge... zum anderen war in ihrem Gesicht ein entsetztes 'Nicht auch das noch' zu sehen". Zu viel zu tun, zu viele Konfliktlagen, sagt Günter Bannas (sinngemäß). Sein Fazit: "Das Amt wird zur Fron".  Wird es das? Zu einer, wie der DUDEN definiert, als unerträglichem Zwang empfundenen Arbeit? Wo hat er das her? Erschlossen aus seinem Eindruck von der Mimik der
Bundeskanzlerin.

Das Klischee der Verachtung.
Die Mitglieder des Regierungsbündnisses sprechen mit vielen Stimmen. "Derlei Konflikte", so Günter Bannas, "haben in der Geschichte der Bundesrepublik den Bestand jeder Koalition gefährdet. Sachliches Auftreten hin, Rabaukentum her. Mit der Tonalität fängt es immer an". Sachliches Auftreten: bei Angela Merkel beobachtet; Rabaukentum: bei Sigmar Gabriel beobachtet. Die Gute ins Töpfchen, der Schlechte ins Kröpfchen.

"Die Fron bleibt", ist der letzte Satz im Text von Günter Bannas. Wenn journalistische Arbeit dazu dient, die relevanten existenziellen Kontexte zu sortieren und zu erläutern - dann hat Günter Bannas Kontexte verquirlt zu einer Art Sorge um die Bundeskanzlerin, die mit seltsamen Burschen zu tun hat. Ich wundere mich, wie dieser Text aus dem Album der Annäherungs- und Rettungswünsche auf die erste Seite kam.  


(Überarbeitung: 5.7.2016)

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