Dienstag, 11. Februar 2014

Fremdheit

Wir haben das Fremdenzimmer - das allerdings nur noch selten plakatiert wird. Die Schweizer haben die Fremdarbeiter und benutzen das Wort regelmäßig. Damit sind meinem Verständnis nach zuerst die Italiener gemeint, die in der Schweizer Dienstleistungsindustrie arbeiten und kommen und gehen. Was machen wir mit dem Fremden? Die Frage ist einfach, die Antwort kompliziert. Im Sachs-Villatte von 1905, dem großen Deutsch-Französisch-Wörterbuch, wurde für unser Fremdenzimmer das Wort chambre d'ami angegeben. Im Englischen kenne ich keine Übersetzung für das Fremde im Fremdenzimmer. Die Integration des Fremden als des Anderen (im weitesten Sinne) ist eine enorme seelische Leistung; überfordert der, die oder das Andere, wird es ausgestoßen als das eigene Fremdgewordene oder Fremdgemachte. Die Gegenwart mit ihren Aufgaben der Differenzierung (Trennung) und Integration ist schwer erträglich. Das Versprechen und die Fantasie vom globalen Dorf sind - vermutlich -  am besten in der sicheren Entfernung von der Couch (mit warmen und trockenen Füßen) aus zu ertragen. Vielleicht gelingt es uns, diesen Protest unserer Nachbarn gegen die (moderne) Gegenwart zu verstehen und damit aufzunehmen - und nicht zu quittieren mit einem symmetrischen Wie-du-mir-so-ich-dir.

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