Samstag, 22. Februar 2014

There's Always A Price Tag

James Hadley Chase (1906 - 1985), der britische Autor robuster Kriminalromane, hat eine seiner Arbeiten unter dem Titel There's Always A Price Tag (Man muss für alles zahlen) veröffentlicht. In vielen seiner Narrativen verstrickt sich der Protagonist - meistens einer sehr attraktiven Frau wegen - im  dissozialen Sog eines Verbrechens, für das er dann - buchstäblich - bezahlt. There's Always A Price Tag ist eine einfache, aber schwer zu realisierende Formel des Realitätssinns. Man kann sie auch übersetzen mit: was (immer) man getan hat, muss man verantworten. Das war zum Beispiel auch die Moral mancher handfester Western der 50er Jahre. Aber so nobel wurde die individuelle Moral wahrscheinlich selten ausgelegt. Wir sahen es nach 1945; jetzt sehen wir es wieder. Heute berichtet die SZ auf ihrer Seite 3 in einer großen Reportage über Ulrich Hoeneß, dessen "Fall ... noch größer als gedacht" sei - der nicht versteuerte, auf einem Schweizer Konto deponierte Millionenbetrag erweist sich größer als bislang (öffentlich) diskutiert. "In der Nacht des 16. Januar 2013" wurde am Tegernsee gerechnet und beratschlagt. "Es herrscht Panik, so wird es später einer der Beteiligten  beschreiben", berichten die Journalisten Hans Leyendecker und Georg Mascolo. Panik. Die Selbstanzeige fällt strafrechtlich unzureichend aus.

"Wessen Schuld ist das?", fragen die SZ-Autoren. "Die der Berater oder die von Hoeneß, der zur Eile antrieb? Würde dies eine Haftstrafe ohne Bewährung rechtfertigen? Für einen Mann, der im Gegensatz zu vielen anderen Steuersündern seit bald einem Jahr heftigen Anfeindungen ausgesetzt ist?", fragen sie weiter. Man sieht: die Autoren wollen niemanden verprellen. Erbarmen mit Hoeneß: es war ein Verfahrensfehler. Oder verstehe ich den Subtext falsch? Was wäre, wenn Ulrich Hoeneß sagt: ich übernehme die Verantwortung für meine Straftat?

Was ist mit Sebastian Edathy? Gibt es auch Mitleid mit ihm? Wann und wo und wie sollte  er sich verantworten angesichts unklarer strafrechtlich relevanter Schuld?    

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