Montag, 22. Februar 2016

Fairplay in der Bundesliga

Gestern Abend in den Tagesthemen die Nachrichten zu den Spielen der Bundesliga. Aufruhr im Spiel der Mannschaften Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund. Die Dortmunder hatten die Ausführung eines Freistoßes ein paar Meter nach vorn verlegt und blitzschnell erledigt, die Leverkusener überrascht und das erste Tor erzielt. Roger Schmidt, der Trainer der Leverkusener Mannschaft protestierte heftig: der Freistoß wäre nicht an Ort und Stelle ausgeführt worden. Der Schiedsrichter erkannte den Treffer an. Roger Schmidt setzte seinen Protest fort. Der Schriedsrichter unterbrach das Spiel und wies den Trainer an, seinen Platz zu verlassen. Der Trainer ging nicht auf die Tribüne.  Der Spieler Kießling bat dann im Auftrag des Schiedsrichters seinen Trainer,  auf die Tribüne zu gehen. Roger Schmidt ging nicht.  Später wird er sein  Verhalten erläutern: dass er als Trainer glaubte, für die "Gerechtigkeit seiner Mannschaft" sorgen zu müssen - wie er in den Tagesthemen zu hören war. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie für zehn Minuten.

Dass ein Trainer für die "Gerechtigkeit" eintreten müsste, ist ein Missverständnis und eine bequeme Rationalisierung für die Intention des Protests: den Schiedsrichter in seiner Funktion, den Rahmen des Spiels zu garantieren, zu stören. Dass Schiedsrichter mit Verachtung und Entwertung angegangen werden, ist nicht neu. Früher gab's es die Rufe aufs Spielfeld: Schiedsrichter - ans Telefon! Am 29.10.1986 gab es die Empfehlung - nach dem Länderspiel in Wien - , Luigi Agnolin, den Schiedsrichter dieses Spiels "möglichst schnell aus dem Verkehr zu ziehen". Die Empfehlung gab Franz Beckenbauer. Was schert mich der Vater, was scheren mich die Gesetze: ist der Subtext dieser Empfehlung. Er hat, daran zu erinnern, ist langweilig, aber notwendig, weil es gern unter den Tisch fällt, eine lange deutsche und eine lange bundesdeutsche Geschichte. Er wird, wenn wir uns umsehen, ständig realisiert.

Wann die Erosion der Autorität des Schiedsrichters einsetzte, ist schwer zu sagen - es ist ein sublimer Prozess. Irgendwann begann der Einfluss des Geschäfts zu dominieren, das die Idee der Ritterlichkeit des Fußballsports korrumpierte. Inzwischen ist die Autorität des Fußball-Weltverbandes als Sport-Gesetzgeber mächtig ramponiert; die einiger anderer Sportverbände auch. Das Geschäft mit dem Sport ist heikel. Die Ideale der Ritterlichkeit und der Gesetzestreue und das Einüben einer noblen Moral (mit jedem Spiel) drohen, nachhaltig entwertet zu werden und verloren zu gehen. Das Vorbild der Korruption kontaminiert den Sport.

(Überarbeitung: 23.2.2016) 

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