Dienstag, 2. Februar 2016

The plot thickens

Es empfiehlt sich, seinen Humor nicht zu verlieren. Wenn eine Geschichte komplizierter und unübersichtlicher wird, lautet die passende englische Redewendung dazu: the plot thickens. Gestern lieferte Joschka Fischer seinen Kommentar in der Süddeutsche Zeitung ab - ich las ihn auf der Website dieser Zeitung, weshalb ich den Ort seiner Platzierung innerhalb der Zeitung nicht angeben kann. Der Titel lässt einen aufschrecken: Europas Suizid ist realistisch. Die Lage ist dramatisch - Krise ist wahrscheinlich eine angemessene Beschreibung. Wobei man jetzt sortieren
müsste, wer sich in einer Krise befindet. Joschka Fischer: die "fortschreitende Destabilisierung Europas durch einen neuen Nationalismus in der Flüchtlingskrise" im Kontext eines "globalen Ordnungsverlusts in Politik und Wirtschaft". Kann man von Europas Suizid sprechen? Zum Selbstmord gehört eine individuelle Intention. Wie sieht die Intention bei Europa aus? Wer hat sie? wer unterstützt sie? wer kooperiert?

Joschka Fischer droht mit dieser Kausalität:
"Wenn Angela Merkel an ihrer Flüchtlingspolitik scheitern würde, wenn zudem Großbritannien sich für den Brexit entschiede und dann Marine Le Pen im Jahr darauf bei den französischen Präsidentschaftswahlen gewönne, dann wäre der Sturz in den Abgrund wohl nicht mehr aufzuhalten. So muss es nicht kommen, gleichwohl ist diese rabenschwarze Option eines europäischen Suizids durchaus realistisch. Das sollten all jene bedenken, die heute so munter am Stuhl von Bundeskanzlerin Merkel sägen".

Kann ein Abstraktum sich suizidieren? Natürlich nicht. Europa ist kein Subjekt. Europa wird gestaltet und repräsentiert von 27 nationalen Regierungen, die demokratisch gewählt wurden. Die Karten müssen neu gemischt werden. Zuvor müssen die 27 Regierungen sich auf ein gemeinsames, gründliches Nachdenken verständigen. Die öffentliche Diskussion darf sich nicht erschrecken und abhalten lassen, gründliches Nachdenken zu fordern. Bangemachen gilt nicht.   

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